Morgen ist schon Nikolaustag. Ich war lange nicht mehr hier und habe lange keine Beiträge mehr geschrieben. Seit der Trennung von meinem Mann vor zwei Jahren ist mein Leben gerade so voll mit Veränderungen, dass ich die eng getaktete Regelmässigkeit des Schreibens nicht immer schaffe einzuhalten. Aber aufgeben möchte ich diesen Blog auch nicht. Insofern freue ich mich, heute meine Gedanken mit Euch teilen zu können.
Morgen ist Nikolaustag und meine Kinder sind groß und aus dem Haus. Wozu also hier noch schreiben, es gibt ja nicht mehr viele gemeinsame Erlebnisse, die ich hier wie in einem Tagebuch festhalten könnte. Wozu die Traditionen noch hochhalten?
Ich habe diese Zeit des Jahres mit meinen kleinen Kindern immer sehr genossen. Wir haben Weihnachtsgeschichten gelesen, gebacken, Kerzen angemacht und gemütlich zusammengesessen, den Weihnachtsbaum geschmückt, Oma beim Backen geholfen und vieles mehr. Diese Zeit ist rum. Und mir fehlt sie wirklich so sehr.
Ich bin also eine Frau in den mittleren Jahren, deren Traum einer beständigen Familie für immer zerbrochen ist. Ich glaube, das ist nicht nur für mich schlimm, sondern auch für meine Kinder, auch wenn sie schon groß sind. Damit reihe ich mich natürlich ein in die lange lange Reihe vieler Menschen, denen es genauso geht. Trotzdem ist das ein ganz einschneidendes Erlebnis für mich gewesen, für das es viel Trauerarbeit benötigt hat und das noch immer nicht ganz verarbeitet ist.
Als ich diesen Blog angefangen habe, sollte er eine Sammlung unserer Erlebnisse werden, ohne viel Tamtam, ohne viel über uns selbst an Gedanken und Gefühlen preiszugeben. In der letzten Zeit wußte ich gar nicht mehr so recht, was ich mit diesem Blog noch anfangen soll, nun, da die Kinder aus dem Haus sind. Doch eben, als ich hier auf meiner Couch saß und die Geschichte vom Nikolaus für mich selbst gelesen habe, wusste ich es auf einmal!
Die Traditionen mit meinen Kindern sind etwas, das mich als Mutter und auch als Mensch ausmacht und ich werde sie nun auch für mich selbst weiterhin hochhalten. Vielleicht anders als früher, aber dennoch habe ich das starke Bedürfnis, im Jahreszeitenrhythmus zu leben und Feste auch zu feiern, wie sie schon immer gefeiert werden. Es muss doch gar nicht alles plötzlich unmöglich geworden sein, nur weil ich sie nicht mehr genau so feiern kann, wie ich sie früher gefeiert habe.Trotzdem gehören sie zu meinem Leben dazu und geben mir Orientierung. Ich wechsle also nun von Familienblog auf Angelika`s Blog.
Außerdem merke ich, dass ich hier nicht mehr lediglich Erlebnisse aneinanderreihen möchte. Ja, die Erlebnisse gehören dazu, aber ich möchte gern meinen Gedanken und Gefühlen hier Ausdruck verleihen, mehr, als ich es früher getan habe. Das hat für mich auch etwas zu tun mit mutig sein bzw mutig werden, sich auf die Reise zu machen zu entdecken, wer ich eigentlich im Kern bin. Ja, ich glaube, ich kann sagen, ich bin auf der Suche nach meinem Kern. Der Angelika, die ich jetzt sein möchte, ohne kleine Kinder im Haus, ohne die idyllische Vorstellung von Familie, die ich vorher hatte. Mal schauen, was bei dieser Reise rauskommt. Vielleicht nicht direkt das Große Ganze, aber vielleicht kleine erwähnenswerte Meilensteine, die einen gesunden Fluss mit sich bringen - auf der Welle des Lebens.
Wer mich auf dieser Reise begleiten möchte, der sei herzlich eingeladen, mir hier zu folgen bzw weiterhin zu folgen. In diesem neuen Raum mit etwas mehr Tiefe.
Ich bin auf jeden Fall dabei, liebe Angelika! Und auch wenn Dein Leben so anders geworden ist, sind die vergangenen Jahre auch für Deine Kinder nicht verschwendet. Sie tragen diese Feste und Traditionen in ihren Herzen und werden sie vielleicht in Jahren wieder hervorholen und mit Liebe und Dankbarkeit sich daran erinnern, was sie zu Hause erleben durften. Und Feste geben uns einen Halt, einen Sinn im Leben, der uns durch dunkle Zeiten trägt.
AntwortenLöschenLiebe Eva, ich danke Dir sehr für Deine liebevollen Worte, die mich tief berührt haben. Ich empfinde das genauso - unsere Traditionen geben uns Sinn und Halt und deshalb werde ich sie für mich weiter pflegen. Ich hoffe, die Kinder entdecken sie für sich in ein paar Jahren wieder und vielleicht entdecken sie sie auch wieder neu. Ich wünsche mir sehr, dass Du Recht hast und dass sie sich erinnern werden und die Art, wie sie aufgewachsen sind, ihnen dann auch etwas bedeuten wird. Danke, dass Du da bist!
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