2024-12-13

Benennen, was ist - Im Hier und Jetzt

Früh morgens unterwegs in der Eifel entstand dieses Foto
 
 
 
Gestern habe ich ganze zwei Stunden mit meiner Freundin telefoniert und es war ein Austausch, der ganz schön in die Tiefe ging. Bei uns beiden. Als ich aufgelegt hatte, habe ich angefangen, Küche und Wohnzimmer aufzuräumen und im "Tun" ist mir etwas klargeworden. 
 
Ich möchte zukünftig Störungen benennen, wenn sie mir bewußt werden. Was bedeutet das?
 
Mir wurde klar, dass ich mich ganz oft selbst übergehe. Ich bin ein wahrer Meister darin, Dinge, die andere Menschen sagen oder tun und die mir in irgendeiner Art und Weise negativ aufstoßen oder die mich triggern oder verletzen bzw in meinem System Unruhe verursachen, einfach ganz schnell wegzupacken. 
 
Ab ins Unterbewußtsein damit, bloss schnell weg damit, dann tun sie entweder nicht weh oder ich muss die Unstimmigkeit gar nicht erst mitbekommen und entsprechend auch nicht darauf reagieren. Nicht reagieren müssen heisst nicht für mich selbst einstehen. Nicht mutig sein müssen. Keinen Ärger beim und mit dem Gegenüber provozieren. Nicht angemeckert werden können, keinen Unmut beim anderen aushalten müssen. 
 
Die Kehrseite des Ganzen ist allerdings, dass ich mich mit mir selbst dann nicht wohlfühle. Ich bin nicht ehrlich zu mir selbst, ich stehe nicht für mich selbst ein. Ich spreche nicht aus, was es auszusprechen gibt. Ich setze keine Grenze, auch wenn ich deutlich eine spüre. 
 
Das war lange Zeit eine gute Taktik für mich. Und jetzt merke ich, wie mir diese Taktik nicht mehr dient.
 
Ich habe beschlossen, Störungen zu benennen, wenn ich sie spüre - und zwar wohlwollend und ruhig. Aber dennoch zu benennen, was für mich gerade nicht stimmig ist, WENN etwas nicht stimmig ist. Für mich einstehen, Grenzen artikulieren - mich aufrichten und auf die Füße stellen und präsent sein. Mit dem was eben gerade ist. Und dann schauen, was die Resonanz, die ich zur Verfügung stelle, mit der Situation macht, mit dem Gegenüber macht. Und was sich daraus ehrliches und positives entwickeln kann.
 
Dazu gehört natürlich erst einmal, dass mir überhaupt bewusst wird, dass es gerade etwas zu erwähnen gibt. Ich habe in den letzten Monaten oft die Beobachtung gemacht, dass der Vorgang des "Wegdrückens" so wahnsinnig schnell passiert, dass ich es oftmals gar nicht mitbekomme, dass sich "etwas nicht gut anfühlt". Ich glaube, das liegt daran, dass mein System solche Situationen direkt als gefährlich erkennt und sie dann lieber schnell abspaltet, als sie zuzulassen. 
 
Aber es hat sich etwas geändert, denn ich bekomme es immer öfter mit - wenn auch mit Zeitverzögerung. 
 
Ich bin also motiviert, dies nun zu ändern, indem ich mein Verhalten ändere. Wir wissen ja alle, wie schwer das ist und ich gebe mich auch nicht der Illusion hin, dass ich das von jetzt an in jeder störenden Situation schaffen werde. Aber ich mache einen Anfang. Ich fange an, etwas anders zu machen, als ich es vorher gemacht habe. Und dann werde ich sehen, was passiert und fühlen, wie es sich anfühlt. 
 
Ich bin gespannt, was dieses Experiment mit mir machen wird. Ich glaube, es ist der richtige Schritt für mich zu einem mutiger werden und auch der richtige Schritt für die zwischenmenschlichen Beziehungen, die ich führe. Ein ehrliches Spiegeln von Unstimmigkeiten kann Mißverständnissen vorbeugen und zu tieferen Beziehungen führen. Genau das wünsche ich mir.

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